and the Herbstwettbewerb goes to.....

Bevor der Frühling jetzt dann auch im Kalender einzug hält, schließen wir noch schnell den Herbstwettbewerb ab. Ja, äh nein wir haben ihn nicht vergessen. Das Voting verlief extrem spannend, es wurden 11 Stimmen abgeben, und es setzte sich dann schlußendlich der Gastbeitrag von Matti durch, die somit Ehren-Multimediakunstficker-Mitglied wird, und sich auch den Siegerpreis, immerhin gehts um 30,- €'s, abholen darf! (Detail am Rande: Matti war ja schon bei der Namesfindung anwesend.)
Mein Vorschlag wäre, dass wir den Preis im Rahmen einer Lesung, selbstverständlich von der Autorin selbst , übergeben.

Hier nochmals der Siegerbeitrag.


"Herbstschlaf”

„Es tut mir leid, dass wir es nicht früher geschafft haben…du hattest wie immer recht. Es ist schon sehr schön hier.“ Sein Blick wanderte über den See zum anderen Ufer, wo sich das leuchtend bunte Herbstlaub der Bäume in der ruhigen Wasseroberfläche spiegelte. Es war ein sonniger Tag und ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit. Der Schweiß klebte ihm das Hemd an die Haut doch er wollte aus Angst vor einer Erkältung die Jacke nicht ausziehen. Erkältungen waren nicht das Einzige wovor er Angst hatte. Hunde und Kinder waren ihm gleichermaßen nicht geheuer. Sein Auto schien ihm nie so zu funktionieren, wie es sollte. Immer fuhr er in die gleiche Werkstatt. Immer wollte er den gleichen Mechaniker. Immer sollte dieser alles überprüfen. Alles musste reibungslos funktionieren, nichts durfte unvorhergesehen geschehen. So mochte er sein Leben.

Er setzte sich auf einen Baumstumpf und öffnete die Zigarettenpackung, die er sich vorhin an der Tankstelle gekauft hatte. 30 Jahre hatte er nicht geraucht. Aus Angst vor dem Lungenkrebs. Dabei fielen ihm seine schmutzigen Hände auf „Jetzt schau dir den Dreck an! Hast du diese Tücher eingesteckt? Ach, die hab ich ja…“ Er kramte aus der Jackentasche ein paar Erfrischungstücher und rieb sich damit die Hände ab. Den Dreck unter den Nägeln versuchte er zu ignorieren. „All die Jahre… und jetzt sieh mich an! Ich rauche… Hoffentlich, bist du zufrieden. Wolltest doch immer, dass ich lockerer werde. Entspann dich, hast du immer gesagt. Ich hab´s ja versucht… aber irgendwer musste doch die Kontrolle haben...“

Aus dem Wald hinter ihm drangen Geräusche. Er sprang auf und raunte „Hast du nicht gesagt, hier kommt nie jemand her…?“ Es waren deutlich Stimmen zu hören und er lauschte eine Weile, um beruhigt festzustellen, dass sie sich entfernten. Er ließ sich wieder auf dem Stein nieder und zündete sich eine Zigarette an. Den beißenden Rauch sog er nur leicht ein und blies ihn sofort wieder aus „Wieso eigentlich? Ich meine… es wäre doch nicht notwendig gewesen. Zumindest nicht so. Ohne ein Wort zu sagen. Einfach weg. Aus. Ich bin doch kein Unmensch…Was? Ja, ja…meine Zwänge. Welche Zwänge eigentlich?! Ich habe doch dafür gesorgt, dass es uns gut geht. Nein, eigentlich besser als gut. Du und die Kinder habt doch alles von mir bekommen. Alle Freiheiten hattest du! Es hat dir an nichts gefehlt… Die Liebe?! Natürlich liebe ich dich! Wen soll ich denn sonst lieben?...“ Tränen stiegen ihm in die Augen und seine Stimme versagte. Still schluchzte er vor sich hin, bis ihm die Zigarette, die er völlig vergessen hatte, die Finger verbrannte. Der Stummel fiel zu Boden und er trat ein paar Mal kräftig drauf, um sicher zu gehen, dass er aus war. Mit gesenktem Kopf wiederholte er noch einmal weinerlich „Wen soll ich denn sonst lieben?“

Der Wind frischte auf und er spürte, wie sich die Kälte langsam durch seine Haut fraß. Ihm wurde flau im Magen. Schnell wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht, schniefte ein paar Mal, erhob sich und trat an das Loch, das er gegraben hatte. „Du warst schon immer so schön, wenn du geschlafen hast. Du weißt gar nicht, wie oft und wie lange ich dich angesehen habe, wenn ich später heimkam und du schon geschlafen hast. Das gehörte nur mir. Verstehst du? Es gab mir den Frieden, den ich brauchte. Ich konnte einschlafen, weil ich wusste, dass du am nächsten Morgen neben mir liegen würdest…“ Sein Blick trübte sich und sein Magen krampfte sich zusammen. Es war soweit. Die Tabletten wirkten. Aus Gewohnheit nahm er seine Uhr ab und stand einen Moment ratlos da, weil er nicht wusste wo er sie hinlegen sollte. Ein neuerlicher Krampf, diesmal heftiger, zwang ihn auf die Knie. Er kroch keuchend in das Loch, das gerade mal einen halben Meter tief war, und begann die Tarnplane, auf der er Erde und Blätter verteilt hatte, vorsichtig über sich zu ziehen. Er legte sich neben seine Frau und lächelte sie an. Ein einzelnes gelbes Blatt lag auf ihren dunklen Haaren, genau über der klaffenden Wunde, die er ihr mit dem Wagenheber zugefügt hatte. Er wollte das Blatt entfernen, zog jedoch die Hand zurück und strich seiner Frau über die Wange „Ich lass es dir. Du magst doch den Herbst so gern.“ Während er sie beobachtete, verließ ihn die Kraft. Er schaffte es nicht mehr die Plane über ihre Köpfe zu ziehen. Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, gab er ihr einen Kuss auf die Lippen und flüsterte „Gute Nacht…“

von matti


das voting:
herbstschlaf IIII
apfel III
selbstgenäht II
herbstfotos II
für perchten, regenschirm, und IR-foto gabs leider keine stimmen.

Kommentare

Stephan hat gesagt…
Gratulation der Siegerin!
Ich freu mich schon auf die Lesung!
Wann ist es eigentlich so weit?

@Richard, wo kann ich meinen Sponsorbeitrag bezahlen.

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