Projekt "Digital Fortress"
Projekt "Digital Fortress": Wie ich einen alten Intel NUC in einen post-apokalyptischen Daten-Bunker verwandelte (und dabei fast den Verstand verlor)
Tag X in der digitalen Einöde.
Die meisten Menschen nutzen alte Hardware als Briefbeschwerer oder spenden sie an Verwandte, die sie nicht leiden können. Ich nicht. Ich habe beschlossen, meinen alten Intel NUC8i7BEH aus dem Koma zu holen, um ihn in das ultimative "Endzeit-Archiv" zu verwandeln.
Warum? Weil die Cloud eigentlich nur das "Hotel California" deiner Daten ist: Du kannst jederzeit einchecken, aber wenn du gehen willst, wirft dir Google 40 Zip-Container á 50GB vor die Füße und lacht dich aus.
Hier ist das Protokoll, wie wir das "Master-Archiv" gebaut haben – ein Manifest gegen das Vergessen (und gegen langsame Festplatten).
1. Die Hardware: Frankenstein lebt
Der NUC war alt. Er war laut. Er war heiß. Also haben wir getan, was jeder vernünftige Mensch tun würde: Wir haben ihn verstümmelt. Die Bodenplatte wurde entfernt (wer braucht schon Erdung?), und wir haben einen 120mm Lüfter druntergeklemmt, der größer ist als der Computer selbst. Das sieht aus wie ein Smart, auf den man ein Triebwerk geschraubt hat.
Das Ergebnis? Physik: Besiegt. Die CPU kocht zwar bei 100°C, wenn die KI anspringt (dazu später mehr), aber die externe Festplatte friert bei 26°C ein. Ein thermodynamisches Wunder, das eigentlich gar nicht existieren dürfte.
2. Der Endgegner: Google Takeout & Die Seagate SMR-Hölle
20 Jahre digitales Leben. 300.000 Fotos. 2 Terabyte Datenmüll. Google liefert das als unbrauchbaren Brei aus JSON-Dateien und doppelten Ordnern.
Wir haben google-photos-takeout-helper auf das Chaos losgelassen. Ein Python-Skript, das sich tagelang durch 700 GB Metadaten gewühlt hat.
Dabei hatten wir einen mächtigen Feind: Eine Seagate 5TB SMR-Festplatte.
Für die Nicht-Nerds: "SMR" steht für Shingled Magnetic Recording. Das ist technisch so, als würde man versuchen, ein Dach zu decken, während die Bewohner darunter Party feiern. Sobald der Cache voll ist, bricht die Geschwindigkeit auf 0,3 MB/s ein. Ich habe Gletscher gesehen, die sich schneller bewegen.
Aber wir haben gesiegt. "Code 0". Freiheit.
Das Archiv steht: Ein chronologisch sortierter Monolith auf Laufwerk D:.
3. Die KI: Excire oder "Wer ist dieser Mensch?"
Nachdem die Daten da waren, musste der NUC beweisen, dass er ein Gehirn hat. Wir haben Excire installiert. Der NUC ging auf 100% Last, die Kerne glühten rot, und er fraß sich mit 27 MB/s durch die Bilder. Das Ziel: Automatische Gesichtserkennung. Es ist faszinierend und gruselig zugleich, wenn dein Toaster plötzlich weiß, wie deine Tante Erna 2004 aussah. Die Datenbank liegt natürlich auf der SSD, weil wir Masochisten sind, aber keine Idioten.
4. Die Kollateralschäden & Upgrades: Totale Eskalation
Weil "gut genug" nur was für Leute ohne Ambitionen ist, haben wir das Projekt leicht ausufern lassen. Der NUC ist jetzt nicht mehr nur ein Archiv, sondern eine digitale Schaltzentrale:
Die Cloud-Fusion (Google trifft Microsoft): Wir haben OneDrive von der langsamen, mechanischen Festplatte verbannt und auf die interne SSD geholt. Warum? Damit der NUC jetzt als Diplomat arbeiten kann. Er synchronisiert im Hintergrund vollautomatisch mein OneDrive mit Google Drive. Ja, ich zwinge die beiden größten Konkurrenten zur Zusammenarbeit. Das Ergebnis: Egal wo ich eine Datei speichere, sie ist magisch auf beiden Plattformen und lokal bei mir. Redundanz ist der Stoff, aus dem ruhige Nächte gemacht sind.
Das Herz-Transplantat (2TB SSD): Damit diese ganze Cloud-Party und die riesige KI-Datenbank überhaupt Platz haben, fliegt die alte 500GB SSD raus. Morgen wird sie am offenen Herzen gegen eine 2TB WD_BLACK SN850X getauscht. Wir klonen das laufende System via USB. Warum? Weil Speicherplatz durch nichts zu ersetzen ist, außer durch noch mehr schnellen Speicher. Der NUC hat jetzt mehr Hubraum als mein erstes Auto.
Die Fernsteuerung (Surface Go 3): Mein Surface Go 3 läuft jetzt mit ChromeOS (sorry, Bill Gates, aber es ist schneller!). Es dient als perfekte Fernbedienung für den NUC. Der Haken: Google Remote Desktop hasst das 3:2-Format des Tablets und zeigte schwarze Balken. Die Lösung: Ein 5-Euro HDMI-Dummy-Plug. Dieser winzige Stecker gaukelt dem NUC vor, ein 4K-Monitor zu sein. Wir lügen also die Hardware an, damit sie uns endlich eine perfekte, randlose Auflösung liefert. Es ist dumm, aber es funktioniert brillant.
5. Robocopy: Unser bester Freund
Vergiss den Windows Explorer. Der Explorer ist ein Schönwetter-Kapitän.
Wenn wir Daten bewegen – zum Beispiel auf das "Notfall-Backup" (eine SanDisk SSD, die an einen geheimen, sicheren Ort am Land evakuiert wird) – nutzen wir Robocopy.
Befehle wie /MIR /FFT /MT:16 sind unsere Gebete. Sie zerstören Duplikate und synchronisieren Welten, ohne Fragen zu stellen.
Fazit: Bereit für den Untergang
Das Archiv ist fast fertig. Wir haben 3 Kopien (3-2-1 Regel). Wir haben eine KI, die meine Fotos sortiert. Wir haben einen Rechner, der aussieht wie ein Unfall, aber läuft wie ein Uhrwerk.
Wenn morgen das Internet ausfällt, bin ich der Typ, der immer noch weiß, was er am 14. Juli 2009 gegessen hat. Und das, meine Freunde, ist wahre Macht.
Status: System stabil. Lüfter dreht. Kaffee leer.

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